zur Kündigung der Kooperationsvereinbarung "Jugendarbeit" durch den Gemeindeverwaltungsverband Heuberg
1. Historie
1.a. Wie alles begann
Die Heuberggemeinden (Bubsheim, Deilingen, Egesheim, Gosheim, Königsheim, Reichenbach und Wehingen) sind in den letzten Jahren immens gewachsen. Dadurch hat es strukturelle und gesellschaft-liche Veränderungen gegeben, die einen wesentlich größeren Betreuungsbedarf für Jugendliche und Senioren nötig machen. Die Probleme, mit denen die Städte heute leben müssen, dürfen bei uns gar nicht erst richtig aufkommen.
Am 30. November 1999 kamen 25 Heuberger im ev. Gemeindesaal in Wehingen zusammen und gründeten den Förderverein Lichtblick. Bereits am 6. Dezember 1999 wurde die Bescheinigung über die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt Tuttlingen ausgestellt und am 8. Dezember 1999 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister.
1.b. Die ersten Schritte zur Jugendarbeit
Schnell wurde klar, dass eine ordentliche Jugendarbeit nur tragfähig ist, wenn sie von allen gesellschaftlichen Gruppen die mit der Jugendarbeit zu tun haben, unterstützt werden. So wurde der Verein und sein Vorstand durch Vertreter der katholischen und der bürgerlichen Gemeinden erweitert.
Das Landratsamt Tuttlingen hatte zeitgleich ein Förderprogramm für kommunale Jugendarbeit aufgelegt. Darin werden Personalkosten von ca. 40.000,- € mit 50% bezuschusst. Ein geschlossener Kooperationsvertrag mit dem GVV Heuberg bildete die Basis zur Anstellung der Verbandsjugendreferenten Marc Molsner am 1. November 2000.
2. Jugendarbeit auf dem Heuberg
2.a. Grundlagenermittlung
Eine repräsentative Umfrageaktion zur Jugendsituation an allen Heuberger Schulen wurde durchgeführt. Eine extra programmierte Auswertungssoftware ermöglichte die selektive Auswertung und zeigte ein detailliertes Bild des Ist-Zustandes.
2.b. Projekte
- Skifreizeit in Zusammenarbeit mit dem Landessportverband.
- Informationsveranstaltungen ´Jugend auf dem Heuberg´ in Wehingen, Deilingen u. Gosheim.
- Sport- und Breakergruppe als Integrationsprojekt.
- Renovierung des von der Gemeinde Gosheim zur Verfügung gestellten Jugendhauses mit Jugendlichen.
- Sommerfreizeit mit Renovierungshelfern.
- Erlebnispädagogische Maßnahmen wie z.B. Klettern.
- Zirkus-Workshop im Rahmen des Kinderferienprogramms
Als Tagesgeschäft war daneben natürlich noch viel weniger spektakuläres zu leisten. Vielen Jugendlichen half er bei den Bewerbungen auf eine Ausbildungsstelle, wirkte deeskalierend bei Konflikten und beriet in speziellen Lebenssituationen. Wegen der immer noch herrschenden Benachteiligung von Mädchen, suchte er nach weiblichen Betreuerinnen und baute eine Mädchengruppe auf. Nach Ableistung von gerichtsbestimmten Arbeitsstunden, kamen die meisten auch weiterhin bei "Ihrem Marc" vorbei. Solche Kontaktpflege ist unwahrscheinlich wichtig. Bei landkreisweiten Projekten von seinen Kollegen oder beim Entwickeln von neuen Projekten war er auch immer engagiert.
Durch seine Persönlichkeit fand er überall schnell Zugang und wurde von den Jugendlichen akzeptiert und geschätzt.
2.c. Probleme
Die von Anfang an bewusste Tatsache, dass ein Mann allein für die sieben Verbandsgemeinden zuständig ist, schreckte uns nicht ab. Wir wollten zunächst einmal starten und zeigen in welche Richtung es gehen könnte. Danach waren wir uns einer personellen Aufstockung auf ein vernünftiges Maß sicher.
Leider kam es anders. Wir hatten gedacht, wenn der GVV in unserem Vorstand vertreten ist so wäre eine aktive Zusammenarbeit selbstverständlich. Sind wir auf die Gemeinden zugegangen, dann haben wir immer offene Türen und Ohren erlebt. Doch Konzeptionelles und Richtungsweisendes oder ein Anforderungsprofil kam nicht.
Immer wieder wurde unsere, eigentlich ureigenste kommunale, Arbeit mit der von z.B. sporttreibenden Vereinen verglichen und bemängelt, dass wir so viel Geld bekommen und andere nicht. Dabei sollten wir eher mit einer Freiwilligen Feuerwehr verglichen werden. Benötigt eine Feuerwehr Gelder für Ausrüstung, dann kommt niemand auf die Idee, dass z.B. der Sportverein auch Geld bekommen sollte.
2.d. Konzeption "Jugendarbeit"
Wir vom Lichtblick wollten die ureigenste kommunale Aufgabe Jugendarbeit so optimal wie möglich umsetzen. Um den Verantwortlichen die nötigen fachlichen Grundlagen für eine für die jeweiligen Gemeinden passende Jugendarbeit zu vermitteln, erarbeiteten wir eine Konzeption, die im November 2002 vorgestellt wurde. Hauptanliegen hierin war je ein entscheidungsbefugtes Kleingremium als direkter Ansprechpartner für den Jugendreferenten. Deilingen hat schnell reagiert und einen Zuständigen benannt.
2.e. Kündigungen
Personalgespräche und auch die Konzeptionserarbeitung konnten leider die von Marc Molsner ausgesprochene Kündigung auf den 31. März 2003 nicht verhindern. Daraufhin wurde auch vom GVV die Kooperationsvereinbarung mit dem Lichtblick gekündigt.
3. Zukunft der Jugendarbeit ?!
In der GVV- Kündigung wurde uns signalisiert, dass die Jugendarbeit zukünftig von den Gemeinden organisiert werden soll.
Mehrere Modelle wären denkbar:
- Gemeinden kaufen sich bei professionellen Anbietern wie z.B. Jugenddorf Tuttlingen oder Haus Nazareth in Sigmaringen die komplette Leistung Jugendarbeit ein.
- Nach der Konzeption des Lichtblicks wird ein Vorgehen durch die Gemeinden festgelegt und die Trägerschaft wie bisher dem Lichtblick übertragen.
- Die Jugendarbeit wird so lange auf Eis gelegt, bis die Entwicklungen ein Reagieren fordern.
- Die Gemeindeverwaltung fungiert direkt als Anstellungsträger.
Weitergehende Informationen zum Thema und die Entwicklung natürlich auf diesen Homepage-Seiten.
Wir hoffen nun dass unser bisheriges, von den Politikern immer wieder so vehement gefordertes, Bürgerengagement im Jugend- und auch Seniorenbereich durch klare Aussagen zur Zusammenarbeit honoriert und gefördert wird.
Lutz Wostatek,
stv. Vorsitzender Lichtblick
Seit Herbst 2007 hat die mobile Jugendarbeit unter der Trägerschaft von Mutpol wieder begonnen. Der Leidensdruck auf die Gemeinden war nun wohl groß genug.
von Lutz Wostatek ins Internet gestellt.